Schweizer Schiesssportverband

«Kunden stornieren Bestellungen»

Ab nächstem Jahr sollen neue Bekleidungsregeln für das olympische Gewehrschiessen gelten. Die Ankündigung des Weltschiesssportverbands ISSF schlägt besonders im Breitensport und dem Gewerbe hohe Wellen.

Dass der Weltverband der Sportschützen, die International Shooting Sport Federation (ISSF), über neue Kleidervorschriften nachdenkt ist nicht neu. Gerade in den letzten Jahren wurde bei der Kleidung mit neuen Materialien und Konstruktionen die technischen Grenzen bis ans Limit ausgereizt. Die zum Teil schwindelerregend hohen Resultate an internationalen Titelkämpfen im Spitzensport sind Zeugen davon. «Das Gesamtbild unserer Athletinnen und Athleten, eingehüllt in eiserne Rüstungen, droht den Sport in Verruf zu bringen», schrieb die ISSF deshalb in einer Mitteilung Mitte Juli. Was jedoch überrascht, ist der Zeitplan, welcher der Weltverband in besagtem Schreiben ankündigt. Bereits per 1. Januar 2026 sollen die neuen Kleidervorschriften in Kraft treten. Die konkreten Regelformulierungen kann die ISSF jedoch noch nicht kommunizieren, sie würden sich derzeit in der Ausarbeitung befinden.

«So wird Unsicherheit verbreitet»
Würden die ISSF-Verantwortlichen das definitive Regelwerk in den kommenden Tagen veröffentlichen, bleiben noch knapp fünf Monate Zeit, die Umstellung vorzubereiten. Es dürften aber noch einige Wochen vergehen, bis die genauen Details und Ausformulierungen bekannt sind. «Wenn man einen so kurzfristigen und tiefgreifenden Eingriff in ein technisches Reglement plant, das weltweit tausende Sportler, Händler und Hersteller betrifft, braucht es einen klaren, transparenten und abgestimmten Zeitplan», findet Sandro Greuter, der im Sarganserland die SG Sportshooting Excellence GmbH, ein Fachhandel für den Schiesssport, betreibt. Laut Greuter habe die Ankündigung bereits viel Unsicherheit verbreitet. «Ich habe Lagerbestände von betroffenen Produkten im Wert von mehreren tausend Franken. Gleichzeitig steht die wichtigste Verkaufssaison des Jahres mit Schweizermeisterschaften, Herbstwettkämpfen und Wintersaison bevor. Kunden zögern, stornieren oder verschieben Bestellungen.»

Das Verhalten der Kundschaft kann Sandro Greuter, der selbst leidenschaftlicher Schütze ist und dem Nationalkader des SSV angehört, verstehen. Für Gewerbetreibende sei die aktuelle Situation zermürbend, längst geplante und finanzierte Projekte seien auf Eis gelegt.

Was passiert im Breitensport?
Auch beim Schweizer Schiesssportverband gibt es derzeit viele Fragezeichen. Solange man die neuen Regeln nicht im Detail kennt, sei eine klare Ansage aber schwierig, sagt Adrian Schnider, Leiter Breitensport beim SSV in Luzern. «Wir versuchen derzeit eine Lagebeurteilung vorzunehmen, um den Schützinnen und Schützen möglichst schnell Antworten zu liefern.» Den bereits im Februar und März finden die ersten Meisterschaften statt, welche nach ISSF-Regelwerk geschossen werden. Für viele Freizeitschützen dürften die neuen Kleidervorschriften eine Herausforderung werden, insbesondere wenn sie in kürzester Zeit erfolgen sollen. Dessen ist man sich auch beim SSV bewusst und man suche nach geeigneten Lösungen.

Klarheit herrscht voraussichtlich aber erst, wenn die ISSF das neue Regelbuch für 2026 veröffentlicht. Tausende Schützinnen und Schützen und das Gewerbe auf der ganzen Welt hoffen, dass dies möglichst schnell passiert. (pam)

swiss_olympic_member.png Swisslos_Logo.png Logo_LoRo.jpg