Schweizer Schiesssportverband

Eine Ära geht zu Ende

Die Schiesssport-Legende Nina Christen beendet per Ende Jahr ihre Karriere. Mit Olympia-Gold und -Bronze, unzähligen nationalen und internationalen Podestplätzen ist die Nidwaldnerin die derzeit erfolgreichste Schweizer Schützin.

Die Entscheidung reifte bei Nina Christen über ein Jahr: «Der Aufwand und der Ertrag sind nicht mehr dieselben wie früher. Es gibt mir nicht mehr gleich viel wie einst», sagt die Profi-Gewehrschützin nach 15 Jahren Spitzensport. Gleichzeitig blickt sie dankbar zurück: «Ich bin in der wunderbaren Situation, dass ich nicht aufhören muss, sondern aufhören darf.»
Christens Karriere sei nur dank breiter Unterstützung möglich gewesen: Von ihrer Familie, die sie seit Kindheitstagen getragen hat, ihrem Bruder, der oft zurückstecken musste, über den SSV, der ihr den Weg in den Profisport ebnete, bis hin zu Sporthilfe, Armee und zahlreichen Sponsoren. Ein besonderer Dank gilt ihrem Partner Camille, der seit 14 Jahren an ihrer Seite steht und viel auf sie verzichten musste: «
Wäre er nicht der, der er ist, wäre meine Karriere nie so verlaufen.»

Erste Erfolge als Juniorin
Christens Aufstieg beginnt 2009 mit der Aufnahme ins Juniorenkader des Schweizer Schiesssportverbands. 2011 folgt der erste Schweizermeistertitel mit dem Luftgewehr; und früh wird klar: Der Dreistellungswettkampf über 50m ist ihre Paradedisziplin. Ab 2013 setzt sie auch international Akzente, gewinnt am Alpencup und holt an der Junioren-EM Gold im Team sowie Bronze im Einzel. Im selben Jahr wird sie in der Dreistellung doppelte Vize-Juniorenweltmeisterin und macht nebenbei die Matura.

Spitzensport und Armee

Nach einem kurzen Abstecher ins Biologiestudium entscheidet sich Nina Christen vollständig für den Profisport. 2016 qualifiziert sie sich für die Olympischen Spiele in Rio und gewinnt mit dem Kleinkalibergewehr ein Olympisches Diplom. Ein Schlüsselmoment: «Wenn ich mich zurückerinnere, denke ich, dass ich damals eigentlich noch ein Baby war. Ich hatte von nichts eine Ahnung, habe einfach mal geschossen und dachte: Mein Gott, du hast nichts zu verlieren».»
Im selben Jahr absolviert sie die Spitzensport-RS und wird Zeitmilitär-Spitzensportlerin. In den folgenden Jahren dominiert sie international vor allem die Dreistellung, sammelt Podestplätze mit Luftgewehr und Kleinkaliber und gewinnt 2023 als erste SSV-Athletin einen Quotenplatz für Paris 2024. Ihre letzte WM bestreitet sie im Oktober 2025 in Kairo und holt mit Emely und Vivien Jäggi Team-Silber. «Ich bin mega stolz auf uns alle», so Christen und ergänzt: «Grundsätzlich wusste ich, dass mit diesen talentierten Mädels alles möglich ist.»

Olympisches Gold
Unvergessen bleibt Tokio 2021: Gold in der Dreistellung, Bronze mit dem Luftgewehr. Christen wird zum landesweiten Shooting-Star; mit all den Belastungen, die der Rummel mit sich bringt. Ihr postolympisches Tief überwindet sie kämpferisch.
2023 wird ihre Siegerbekleidung im Olympischen Museum Lausanne verewigt. «Nina Christen hat den Schiesssport geprägt wie keine andere», sagt Joël Strübi, Leiter Spitzensport und Nachwuchs beim SSV. «Sie ist Vorbild, Teamplayerin, Wissensvermittlerin und hat generationenübergreifend Spuren hinterlassen.»

Startklar im Cockpit
2022 sucht Christen eine neue Herausforderung und findet sie über den Wolken. Sie beginnt die Ausbildung zur Helikopterpilotin und nutzt jede freie Minute konsequent für Flugstunden. Ende Oktober 2025 erlangt sie die Privatpilotenlizenz. «Ich kann Freunde und Familie mitnehmen, aber kein Geld verdienen.» Eine Berufsausbildung schliesst sie nicht aus.
Nach 15 durchgetakteten Jahren gönnt sich Christen nun eine Auszeit. Danach will sie neue Wege erkunden: «Ich bin wieder ein bisschen wie ein Teenager, der seinen Beruf finden muss.» Die Fliegerei fasziniert sie weiterhin, aber auch Gesundheitswesen und Meteorologie stehen auf ihrer Liste. Konkrete Ziele hat sie noch keine, nur die Gewissheit, dass ein neuer Lebensabschnitt beginnt. (rge)

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