Schweizer Schiesssportverband

Feuerprobe für die neue Anlage

Mitte Oktober stiessen in Bülach Präzision und Geschwindigkeit aufeinander: An der Schweizer Meisterschaft 2023 Handgun der IPSC Schützen wurden die Teilnehmenden ordentlich gefordert.

So viele Besucher hatte die ehemalige Kiesgrube in Bülach wohl noch nie: Schützinnen und Schützen aus der ganzen Schweiz sowie aus den umliegenden Nachbarländern fuhren vom 13. bis 15. Oktober nach Bülach, um sich an der Schweizermeisterschaft der IPSC Schützen zu messen – und um nach Gold zu greifen. In insgesamt sechs Räumen wurden Parcours aufgebaut, an denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer möglichst schnell möglichst viele Punkte schiessen müssen.

Für die Schiessanlage ist dieser Anlass eine Feuertaufe. In Zusammenarbeit mit Widstud wurde hier die Schweizermeisterschaft 2023 Handgun ausgetragen. Die Anlage wurde ursprünglich auf Initiative der Jägerinnen und Jäger gebaut, damit diese in einem guten Raum trainieren können. «Wir haben dann ein Projekt realisiert, das von allen Sportschützinnen und Sportschützen benutzt werden kann», erklärt Andres Türler, Präsident des Verwaltungsrates, nicht ohne Stolz. Die vier Schiessräume 25m und zwei Schiesskinos (25m/50m) befinden sich indoor, darunter liegt der «Aussenraum», den die Jägerinnen und Jäger nutzen können. Dort kann man auch mit Schrot schiessen. In einem der oberen Räume sitzt der Schütze an einem Schreibtisch und steht beim Startzeichen auf und rennt los. Er muss an verschiedenen Trennwänden vorbei auf Hindernisse schiessen, die entweder knapp einen Meter oder gleich mehrere Meter entfernt sind. «Die Schützen haben anfangs Zeit, um sich den Parcours anzuschauen und sich einen Plan zurecht zu legen, wie sie hier die meisten Punkte schiessen und von welcher Entfernung sie schiessen möchten», erklärt Roger Spaltenstein. Er ist als Organisator permanent auf Trab, um alles im Griff zu haben. «Aber ohne die Helfer, das Organisationskomitee und unsere Sponsoren wäre das alles nicht möglich gewesen. Phoenix und SIG Sauer haben uns je eine Waffe gesponsert inklusive finanzieller Unterstützung, dafür sind wir enorm dankbar.» Auch der Munitionshersteller SwissP hat den Anlass grosszügig finanziell unterstützt und durch die Brunox war sichergestellt, dass immer genügend Schmiermittel vor Ort war. Spaltenstein selbst lebt für die IPSC Schützen: Geschwindigkeit und Präzision kommen hier zusammen: «Man muss zwar schnell laufen, aber gleichzeitig nicht ausser Atem kommen, damit man noch ruhig auf die Ziele schiessen kann.» Spaltensteins Fazit nach drei Tagen Wettbewerb und einem Tag Aufbau: «Die Zusammenarbeit mit den Anlagenbetreibern und Sponsoren sowie den Organisatoren von den Wettkämpfen führen zu guten und spannenden Matchs. Das freut uns enorm.»

Genauigkeit, Kraft und Schnelligkeit
Die Aufgabe ist grundsätzlich einfach: Man muss auf jeder Wertung Scheibe 2 schiessen und das möglichst schnell, denn die Zeit wird gestoppt. Doch die Ziele haben es teilweise auch in sich: Es gibt solche, die umfallen und dabei eine Reissleine mitziehen, die eine andere Scheibe zum Vorschein bringt. Es gibt Scheiben, die sich bewegen. Und solche, auf die man nicht schiessen soll: Die weissen. Oft sind diese fies neben oder zwischen den Wertungsscheiben versteckt. Werden sie getroffen, gibt es pro Treffer 10 Minuspunkte. «Maximal kann man pro Wertungsscheibe 10 Punkte erreichen, bei einem Parcours sind 60-160 Punkte maximal möglich.», sagt Roger Spaltenstein. Treffen kann man «Alpha», «Charlie» und «Delta». Alpha gibt mit 5 die meisten Punkte, Charlie gibt 4 oder 3 und Delta gibt 2 oder 1 Punkt  Je nachdem ob man Minor oder Major Wertung schiesst. «Man muss sich hier wirklich sehr konzentrieren und Geschwindigkeit und Präzision vereinen können», so Spaltenstein. «Nur schnell sein bringt nichts, wenn man so eine geringe Punktzahl erzielt. Andersrum kann man mit Präzision die Geschwindigkeit nicht ausgleichen» Beim IPSC geht es genau um diese drei Komponenten: Genauigkeit, Kraft und Schnelligkeit. «Diese drei muss der Schütze zur bestmöglichen Kombination zusammenführen können», so Spaltenstein. 

Für die Teilnehmenden ist das eine grosse Herausforderung. Sie müssen die Muskeln fürs Rennen aufgewärmt haben, dazu eine ruhige Hand und einen geeigneten Plan im Kopf haben. Auf einer Stages haben sie nur einen Versuch. Bewegen dürfen sie sich nur innerhalb roter Markierungen auf dem Boden. Beim Startsignal rennen sie los und schiessen möglichst viele Punkte. Einer der neuen Schweizermeister ist Roger Zobrist in Production. Er ist seit 15 Jahren bei den dynamischen Schützen, gelernt hat er das Schiessen bei der Grenzwache. «Es steckt sehr viel Arbeit hinter dem dynamischen Schiessen», erklärt der 53-Jährige. Richtig gepackt hat ihn das Wettbewerbsfieber nach seinem allerersten IPSC-Match: «Ich sah die Gewinner auf dem Podest und sagte mir, das will ich auch.»

Ein weiterer Schweizermeister ist Patrik Schneider im Open. «Ich habe mir vor kurzem den Titel in der Europameisterschaft geholt und bin mehrfacher Schweizermeister», erklärt der 62-Jährige nicht ohne Stolz. Wie Zobrist setzt auch er auf die richtige Mentalität: «Das IPSC-Schiessen ist vor allem eine Kopfsache. Wenn’s darauf ankommt, muss man in der Lage sein, alles andere auszublenden.» Auch der OK-Präsident Roger Spaltenstein selbst nahm am Wettbewerb teil wobei er eine sehr gute Leistung zeigte: Er holte sich den 2. Platz in der Kategorie Standard Senior nach Schweizer Wertung. Seit seinem 13. Lebensjahr schiesst er, zur IPSC ist er aber erst im Jahr 2000 gekommen. Dass ihm der Schiesssport am Herzen liegt, erkennt man daran, dass er bereits im 20. Jahr Präsident des Shooting Clubs Züri Leu ist und er hat enorm viel Zeit investiert, um den Anlass zu planen und durchzuführen. Den zufriedenen Gesichtern der Schützen und den lobenden Worten nach, hat sich dieser Aufwand definitiv gelohnt. (Chantal Gisler)

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